Creative Literacies und Deeper Learning

Zur Gestaltung kreativer Lernräume für die Sekundarstufe

Aktuelle und künftige gesellschaftliche Herausforderungen bedürfen auch im Musikunterrricht eines transformativen Ansatzes (Johnson-Green & Schmid, i.V.) und der Ausgestaltung neuer, kreativer Lernräume. Henriksen und Mishra (2022) betonen im Kontext Ihrer Publikation Creative Provocations: Speculations on the Future of Creativity die zentrale Bedeutung von kreativem Denken im Bildungsbereich, i.e. einem dezidierten Fokus auf kreativer Problemlösungskompetenz. Dabei spielt die Schaffung kreativer Ökosysteme eine wichtige Rolle. Schmid und Doerne (2020) sprechen in diesem Zusammenhang von "creative ecologies", die es systematisch zu fördern gilt.

Derartige creative ecologies entstehen in außerschulischen Kontexten bereits auf vielfältige Weise: Die Konjunktur digitaler Tools ermöglicht Jugendlichen, in elaborierten, technologisch vermittelten informellen musikalischen Praxen, Musik zu explorieren, zu konstruieren sowie zu teilen (Henriksen & Mishra, S. ix). Doch was bedeutet dies für den Musikunterricht? Wie können kreative Lernökologien Im Einklang mit Theorien wie Deeper Learning (Sliwka & Klopsch, 2022) im Musikunterricht der Sekundarstufe konzipiert werden? Relevant scheint zunächst einmal eine Orientierung an o.g. Praxen inkl. neuer kreativer Rollensets (Borchert, Endres, Schmid & Treß, 2022) sowie die Einbeziehung externer Expert:innen und geeigneter, adaptiver Tools. Mittels spezifisch einsetzbarer Musiksoftware in Kombination mit bspw. E-Portflios können so lernendenzentrierte Lernumgebungen gestaltet werden, die die Potenziale von Schüler:innen in Kreativlaboren zur Entfaltung bringen (Randles & Burnard, 2022).

Das Forschungsprojekt Creative Literacies in Music zeigt beispielhaft, wie eine Lernumgebung für das Musizieren mit digitalen Tools gestaltet werden kann, um Kreationsprozesse und -produkte im Kontext musikalischer Gestaltungsaufgaben mit Multi-Track Musiksoftware zu unterstützen und musikalisch-ästhetische Gestaltungskompetenz (Creative Literacy in Music (CLM)) zu fördern. Eine solche Creative Literacy im Musikunterricht ermöglicht Schüler:innen produktive Lernaktivitäten im Sinne einer „grounded imagination“ (Henriksen & Mishra, S. ix) und der Verschränkung von Expertise und „thoughtful speculation“.