Identitätsbildung im Musikunterricht

Identitätsentwicklung stellt eine zentrale Herausforderung im Jugendalter dar (Hurrelmann 2007). Musik nimmt in der Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen großen Raum ein und trägt dabei wesentlich zum Prozess der Identitätsbildung bei (Feierabend et al. 2022, Hargreaves et al. 2017). Deshalb können eine differenzierte Auseinandersetzung von Lehrkräften mit diesem Thema sowie daran anknüpfende methodisch-didaktische Überlegungen als Gelingenskomponenten für den Musikunterricht gesehen werden.

Eine musikpädagogische Betrachtung der Entwicklung musikalischer Identitäten profitiert von einer Annäherung aus psychologischen, soziologischen, kulturwissenschaftlichen und pädagogischen Perspektiven (Schneider-Binkl 2022). Im musikpädagogischen Diskurs bestehen bislang v. a. für die Bedeutung kultureller Identitäten Überlegungen zur pädagogischen Relevanz sowie zu Unterrichtspraxis (Barth 2021; Hömberg 2020). Im Baden-Württembergischen Bildungsplan wird die Leitperspektive “Persönlichkeit und Identität” mit Inhalten wie der Bedeutung von Musik für das eigene Leben verknüpft. Darüber hinaus finden sich im Bildungsplan z. B. Verbindungslinien zwischen der Auseinandersetzung mit aktuellen Songs und dem Kompetenzaufbau im Bereich „Persönlichkeit und Identität“.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich dieser Beitrag mit folgenden Fragen:

  • Wie können Schüler*innen im Musikunterricht in der Entwicklung ihrer individuellen musikalischen Identitäten gefördert werden?
  • Welche Rolle spielt dabei die Auseinandersetzung mit eigenen musikbezogenen Praxen?
  • Wie können über die Auseinandersetzung mit Biografien und Werk von Musiker*innen und Komponist*innen relevante Aspekte der Identitätsentwicklung erschlossen und vermittelt werden?
  • Welche Unterrichtsmethoden erscheinen in diesen Zusammenhängen vielversprechend?

Nach einem Einblick in theoretische Grundlagen sowie aktuelle Forschung werden im Praxisteil konkrete methodische Ansätze vorgestellt und ausgewählte Beispiele umgesetzt, die in einem Seminar mit Lehramtsstudierenden für den Unterricht in der Sekundarstufe entwickelt und in der Unterrichtspraxis erprobt wurden.